Die seit Jahren schwelende Krise im Wohnungsbau zeigt nun deutlich spürbare Auswirkungen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden im Jahr 2024 in Deutschland nur noch 251.900 Wohnungen fertiggestellt – ein Rückgang von 14,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit erreicht die angespannte Lage im Baugewerbe eine neue Dimension: Der Baubeginn stockt nicht nur, auch die Fertigstellungen gehen massiv zurück.
Einbruch bei Neubauten
Von den insgesamt fertiggestellten Einheiten entfielen 215.900 Wohnungen auf Neubauten. Das entspricht einem Rückgang von 16,1 %. Besonders betroffen ist der Bau von Einfamilienhäusern, wo die Zahl der Fertigstellungen um 22,1 % auf 54.500 fiel. Noch drastischer ist der Rückgang bei Zweifamilienhäusern (−26,2 %). Auch der für den urbanen Wohnraum besonders relevante Mehrfamilienhausbau musste mit 135.300 fertiggestellten Einheiten einen Rückgang von 13,4 % hinnehmen.
Bestandsumbauten als Konstante
Stabil geblieben ist hingegen die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in bereits bestehenden Gebäuden. Hier wurden 30.300 Einheiten geschaffen, nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr. Das zeigt, dass der Bestandserhalt und -umbau derzeit eine wichtigere Rolle spielt, während Neubauprojekte oft ins Stocken geraten.
Lichtblicke bei Wohnheimen und Nichtwohngebäuden
Eine Ausnahme im allgemeinen Rückwärtstrend bilden Wohnheime: Mit 8.500 Einheiten wurden 17,6 % mehr fertiggestellt als im Vorjahr und einen Hinweis gibt auf wachsenden Bedarf an temporärem oder gemeinschaftlichem Wohnraum. Auch bei neuen Nichtwohngebäuden mit Wohnanteil ist ein Plus von 15 % auf 4.800 Einheiten zu verzeichnen.
Wer baut (noch)?
Ein Blick auf die Bauherrengruppen zeigt:
- 112.500 Wohnungen wurden durch Unternehmen fertiggestellt (−11,8 %)
- 95.400 Einheiten durch Privatpersonen (−20,4 %)
- 9.500 Wohnungen durch die öffentliche Hand (−20,5 %)
Gerade Privatpersonen ziehen sich zunehmend aus Neubauprojekten zurück. Das ist gerade zu verständlich angesichts gestiegener Baukosten, hoher Zinsen und unsicherer Förderkulissen.
Bauzeiten steigen weiter
Ein weiteres deutliches Signal: Die durchschnittliche Bauzeit von der Genehmigung bis zur Fertigstellung liegt inzwischen bei 26 Monaten gegenüber 24 Monaten im Vorjahr und 20 Monaten im Jahr 2020. Genehmigte Projekte brauchen also deutlich länger bis zur Umsetzung, was die Wohnraumknappheit zusätzlich verschärft.
Fazit
Die aktuellen Zahlen sind ein Weckruf für Politik und Branche gleichermaßen. Ohne gezielte Impulse, etwa durch vereinfachte Genehmigungsverfahren, steuerliche Anreize oder bessere Förderbedingungen, wird sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter zuspitzen.
Für Käufer und Investoren bedeutet das:
📌 Der Fokus verschiebt sich zunehmend auf Bestandsimmobilien
📌 Umbaupotenziale werden wichtiger als Neubauvisionen
📌 Lage, Sanierungszustand und Nutzungskonzept gewinnen an strategischer Bedeutung
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